Zahnarztbesuch in der Schweiz

Die Zahnarztpraxis ist wohl für viele eine Stätte des Horros und Ausgeliefertsein. Alles glänzt und schillert kalt. Viele Instrumente sehen aus, als ob sie direkt aus Frankensteins Labor stammen. Und dann dieser Geruch! Dieser medizinsch sterile Duft, der alle Keime zu töten scheint. Hier hat Mundgeruch 5 Sekunden Überlebenschance, dann stirbt er. Ohne einen Ton zu sagen. Ploff, fällt um und mause ist er!Würde man im Raum einen fliegen lassen, hätte man für dieses Leben und all die nächsten Hausverbot. Aber wer begnügt sich mit einem lauen Lüftchen , wenn er vor Todesangst, die Kacke in den Hosen am Dampfen hat?

Die Zahnarztgehilfin ist arrogant und schaut dich von oben herab. Sie glaubt nämlich, sie müsste die Zahnärztin sein und nur das Leben habe ihr einen bösen Streich gespielt. Du flüsterst dann unterwürfig deinen Namen, den sie mit einem Brauenhochheben zur Kenntnis nimmt, nur um dich dann mit voller Verachtung für dein angsterfülltes Antlitz, in die Abstellkammer, pardon, Wartezimmer zu schicken.

Es ist ruhig im Wartezimmer, denn jeder tut so, als ob er oder sie die Situation fest im Griff hätte. Dabei gibt es in diesem Zimmer mehr Adrenalin als beim Bungeejumpen. Man nickt allen zu, schaut sie mit starren Blick an und versucht das Angst-Flattern der Lider zu unterdrücken. Schnell klammert man sich an eine Zeitschrift, die man nie im Leben lesen würde. Aber wer hat Lust auf tiefe literarische Kost, wenn man weiss, dass man auf der Abschussbohrliste steht? Ab und zu hallt ein dumpfer Schrei und der Bohrer jault schrill auf. Die Wartezimmer-Gäste schlucken im gleichen Moment leer und die weissen Knöcheln beim Halten der Zeitschrift verraten ihre Anspannung. Da ist der Bericht der spanischen Prinzessin Leticia, die wieder ihre Magersucht zelebriert, gerade wohltuend.

Dann schreitet sie herein, die Königin von Saba, und meint würdevoll. „Sie können jetzt ins Zimmer.“ Man nickt den anderen Mundtotgeweihten aufmunternd zu, während diese wieder im Kanon leer schlucken. Mit gesenktem Kopf folgt man ihr. Man kann sich gut vorstellen, dass diese Frau in ihrer Freizeit eine Domina ist, die ihrem Vorgesetzten die Instrumente für sadistische Spiele klaut.

Sitzt man dann auf dem Folterstuhl, sieht man feinsäuberlich die klinisch sauberen Instrumente aufgestapelt. Wie kleine Soldaten stehen sie in Reih und Glied. Sie grinsen dich glänzend an und freuen sich, auf all die Schmerzen, die sie dir zubereiten werden.

Der Zahnarzt wurde Zahnarzt, weil er äusserlich nichts zu bieten hat. Er nickt schüchtern und hält dir seine Hand hin und du schüttelst sie widerwillig. Wenn du einem toten Fisch die Flosse drücken würdest, wäre es angenehmer! Und dann, die Lampe geht an, dein Mund weit offen und deine Zähne stehen im Rampenlicht. „Aha, ähm ja ja!“ Völlig wehrlos und in Panik versetzt, versucht du seine Worte zu deuten. Was meint er nur damit? Brauche ich ein Gebiss? Hätte ich doch nur vor 14 Jahren als ich so spät nachhause kam, das Zähnputzen nicht ausgelassen. Wieviele Löcher habe ich? Dann endlich, ein ganzer Satz: „Sie haben keine Löcher, sehen gut aus ihre Zähne!“ Du lächelst mit weit aufgerissenem Mund. Gott muss das bescheuert aussehen!

by canela

8 Gedanken zu “Zahnarztbesuch in der Schweiz

  1. Jo, kenn ich, kannte ich. Nach einer sehr langen Behandlungsreihe, über 2 Jahre, habe ich mich nun an den Zahnarzt gewöhnt. Ist fast wie Einkaufen gehen.

  2. nur, die zahnarzttussies sagen: „sie dürfen jetzt mitkommen“!! und für diesen satz könnte ich jede einzelne, einzeln an die wand schrauben und da ohne hilfe der karies aussetzen. 😦

  3. Hi Roger… Hi Canela..

    ich! Mit oder ohne Spritze – ich schlaf in dem Stuhl ein. Wenn die Teile nicht so gross wären, dann hätt ich mir schon einen ins Wohnzimmer gestellt.

    Gruss
    PeterPan

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